In Sachen Unterhaltungselektronik und Zubehör steht der 3D-Druck nicht mehr in den Kinderschuhen: Auf Kickstarter wird gerade der erste DIY-Plattenspieler zum Selberdrucken präsentiert und an den 3D-Druck von Schallplatten haben sich auch schon Maker herangewagt.
Schallplattenspieler
Den ersten modularen Schallplattenspieler zum Zuhause ausdrucken stellt derzeit der Schweizer Qualitäts-HiFi-Hersteller Lenco mit dem niederländischen 3D-Druckerhersteller RepRapUniverse in Kollaboration mit der Qeske Community vor. Das Design des Lenco-MD ist von klassischen Lenco-Plattenspielern und der Community inspiriert, er besteht aus hauptsächlich erneuerbaren Ressourcen und kann upgegradet werden.
Die modularen Einheiten werden einfach auf die drei Rahmenbeine gedreht und sind ganz einfach auszutauschen. So kann jeder Maker nach Belieben seinen Plattenspieler personalisieren und ihn seinen aktuellen Bedürfnissen anpassen: Mit dem Solarmodul kann man beispielsweise an einem schönen Tag draußen Musik hören. Wenn man lieber kabellose Verbindungen mag kann man das Bluetooth-Modul nutzen und ein Lautsprechermodul gibt es auch. Mit dem Innengewinde der Module und der modularen Adapterplatte wird die Elektronik angeschlossen.
Je nach Vorkenntnissen, Zeit und Lust kann man zwischen den vorgefertigten Designs wählen oder sich selber eines erstellen, zum Beispiel seinen Lieblingstonarm oder ein Dämpfungssystem. Zur Auswahl gibt es sieben verschiedene Farben, darunter richtig knallige, wie orange, grün oder rot, für die die es bunt mögen.
Das einzige was Ihr braucht ist ein FFF 3D-Drucker mit einer Bauraumgröße von mindestens 33 x 33 x 10 cm. Falls Ihr einen kleineren Drucker Zuhause stehen habt, ist das auch kein Problem, denn dann bestellt man den Plattenteller und Tonarm vorgedruckt und druckt die restlichen Teile an einem Drucker mit einem Bauraum von mindestens 20 x 20 x 10 cm. Und wer nicht einmal einen 3D-Drucker hat oder der eigene gerade streikt, kann man auch den ganzen Plattenspieler bestellen. Der wird dann in Qeske (Holland) von RepRap Universe aus PLA gedruckt und verschickt. Das Basic-Kit gibt es ab 99 Euro, das Premium-Paket mit 40 Bausätzen kostet 7999 Euro.
Schallplatten
Amanda Ghassaei: Resin-Schallplatten
2012 experimentierte bereits Amanda Ghassaei mit dem 3D-Druck von Schallplatten. Zwar toppt die Audioqualität einer Resin– noch nicht die einer Vinyl-Schallplatte, aber die Songs erkennt man definitiv. Bei manchem Musikstil klingt der eigene Sound einer solchen 3D-gedruckten Platte vielleicht sogar ganz spannend.
Die 3D-Modellierung für dieses Projekt war zu komplex, um sie von Hand durchzuführen, deshalb hat Amanda ein Verarbeitungsprogramm entwickelt, um die Konvertierung automatisch durchzuführen. Dabei werden Roh-Audiodaten importiert, einige Berechnungen durchführt, um die Geometrie eines 12″-Datensatzes zu erzeugen, und dann wird diese Geometrie schließlich direkt in ein 3D-druckbares Dateiformat exportiert.
Die Platten wurden mit dem High-End 3D-Drucker Objet Connex 500 von Stratasys mit UV-härtendem Harz gedruckt. Das Gerät druckt mit winzigen Harztropfen mit einer Auflösung von 600 dpi auf der x- und y-Achse und 16 Mikron auf der z-Achse. Doch selbst mit dieser Präzision sind die kleinsten Details mindestens ein oder zwei Größenordnungen größer als die auf einer echten Vinylplatte. Nach vielem Herumexperimentieren und unterschiedlichen Parametereinstellungen war Amanda schließlich in der Lage, Schallplatten mit einer Abtastrate von 11 kHz und 5-6 Bit Auflösung pro Sample zu produzieren. Eine detaillierte Beschreibung des Entwicklungsprozesses, des Codes und der herunterladbaren 3D-Aufnahmedateien findet Ihr übrigens auf Instructables.
Zur ausführlichen Projektbeschreibung
Fred Murphy: Fisher Price Schallplatten
Fred Murphy hat sich auf Schallplatten für den Spielzeug-Plattenspieler von Fisher Price spezialisiert. Anstatt Glockenspiel darauf zu hören, könnt Ihr nun mit „Stairway to Heaven“, „The Star Wars Theme“ oder „You are my Sunshine“ aufwarten. Die Platten könnt Ihr bestellen oder selbst kreieren. Falls letzteres zutrifft, müsst Ihr zwei OpenSource Softwares downloaden, nämlich die Fisher Price Music Editing Software und OpenSCAD.
Je nachdem wie gut die Druckergebnisse Eures Druckers normalerweise sind, werden auch Eure Plattenergebnisse. Fred Murphy wählte ein grünes, ABS-ähnliches Material und transparentes „Vero Clear“ Plastik. Beide klingen gut, wobei ihm die transparente Version rein optisch noch mehr überzeugt.