Da Concept Laser kürzlich eine Replika einer bronzenen Reiterstatuette aus dem 8./7. Jahrhunderts v. Chr. mit der Mlab cusing fertigte, interviewte der 3D-Druck-Experte zu diesem Anlass die Restauratorin Nicole Ebinger-Rist, was denn genau zum 3D-Druck von Artefakten motiviert.
Redaktion: Welche Bedeutung hat der 3D-Druck für die zukünftige Ausstellungspraxis?
Nicole Ebinger-Rist: Gezeigt wird die Replik in der Ausstellung „Der Unlinger Reiter – Kelten, Pferde, Wagenlenker“, eine Ausstellung in zwei Museen, unter dem Aspekt, was moderne Technik heute leisten kann. Wichtig ist die detailgetreue Nachbildung ohne direkte Abformung, ohne mögliche Beschädigung von Fundobjekten. In der Welt der Museen werden Originale durch die Gegenüberstellung von Vergleichsobjekten in einer Ausstellung zusammengeführt. Diese Vergleichssammlungen ermöglichen Ausstellungsbesuchern und wissenschaftlichen Forschern einen Einblick in einen historischen Kontext. Eine originalgetreue Replik kann so mehrfach, an verschiedenen Orten der Welt, museal zugänglich gemacht werden. Im Prinzip würde es zukünftig auch möglich werden, ein stark beschädigtes Objekt zu rekonstruieren. Das Objekt könnte dann wieder seine ursprüngliche Kontur annehmen. Wir könnten die zerstörerischen Spuren der Geschichte an einem Objekt quasi wegwischen.
Redaktion: Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit den Partnern des 3D-Projekts?
Nicole Ebinger-Rist: Volume Graphics in Heidelberg brachte uns auf den Gedanken, die Möglichkeiten des 3D-Drucks in Metall zur Herstellung von Repliken zu nutzen. Im CT-Scanner konnten wir die Kontur des „Unlinger Reiters“ berührungs- und zerstörungsfrei in STL-Daten erfassen. Auf einer Maschine von Concept Laser konnten wir den Reiter im LaserCUSING-Verfahren ausdrucken. Concept Laser half uns auch mit der Expertise im Werkstoffbereich. Der historische Reiter besteht aus einer Kupferlegierung aus der Eisenzeit, und wir wollten kein Material für eine genaue Analyse abtragen. Die Experten des 3D-Metalldrucks fanden für uns eine Kupferlegierung, die vom spezifischen Gewicht und der Dichteverteilung sehr nahe an das Original herankommt. Das war für uns alle eine spannende Reise.
Abbildungen: Oben, das Original des „Unlinger Reiters“ und unten, die 3D-gedruckte Replik.
Redaktion: Wie überzeugend ist die Anmutung einer solchen Replik?
Nicole Ebinger-Rist: Mich hat die Detailtreue sehr überrascht. Plötzlich halten Sie ein Objekt aus dem 7. Jahrhundert vor Christus in den Händen, aber es besteht aus Pulver des 21. Jahrhunderts. Sie nehmen ein kulturgeschichtlich relevantes, kopiertes Artefakt in die Hand, blicken auf 28 Jahrhunderte, die seither vergangen sind, und sind einfach überwältigt. Der 3D-Druck ist eine verrückte Technologie. Jeder archäologische Fundgegenstand hat seine eigene Magie, gerade wenn er so einzigartig ist wie der „Unlinger Reiter“. Hält man dann aber die Nachbildung daneben, die dem Original eins zu eins gleicht, dann ist es schon etwas ganz Besonderes und für weitere Forschungen sehr bedeutend. Für Kuratoren, Restauratoren und Wissenschaftler öffnen sich ganz neue Türen.
Redaktion: Vielen Dank für das Gespräch.